Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Erstes Buch: Der Text — Erste Abteilung
25. Wu Wang - Die Unschuld, (das Unerwartete)
oben Kiën, das Schöpferische, der Himmel | |
unten Dschen, das Erregende, der Donner |
Das Urteil
Fördernd ist Beharrlichkeit.
Wenn jemand nicht recht ist, so hat er Unglück,
und nicht fördernd ist es, irgend etwas zu unternehmen.
Wer von der Unschuld abweicht, wo kommt der hin? Des Himmels Wille und Segen ist nicht mit seinen Taten.
Das Bild
alle Dinge erlangen den Naturzustand der Unschuld.
So pflegten und nährten die alten Könige,
reich an Tugend und entsprechend der Zeit, alle Wesen.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Neun bedeutet:
- Unschuldiger Wandel bringt Heil!
Die ersten ursprünglichen Regungen des Herzens sind immer gut, so dass man ihnen getrost folgen kann und gewiss sein darf, dass man Glück hat und seine Absicht erreicht.
Sechs auf zweitem Platz bedeutet:
- Wenn man beim Pflügen nicht ans Ernten denkt
und beim Roden nicht an das Benützen des Feldes:
dann ist es fördernd, etwas zu unternehmen.
Man soll jede Arbeit um ihrer selbst willen tun, wie Zeit und Ort sie verlangen, und nicht nach dem Erfolg schielen, dann gerät sie, und was man unternimmt, hat Erfolg.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
- Unverschuldetes Unglück:
Die Kuh, die von jemand angebunden war,
ist des Wanderers Gewinn, des Bürgers Verlust.
Manchmal kommt unverschuldetes Unglück über einen, das von einem andern veranlasst wird, wie etwa, wenn ein Mann des Weges kommt und eine angebundene Kuh mitlaufen lässt. Sein Gewinn ist des Besitzers Verlust. Bei allen, auch bei unschuldigen Handlungen, muss man sich nach der rechten Zeit richten, sonst kommt unerwartetes Unglück über einen.
Neun auf viertem Platz bedeutet:
- Wer vermag beharrlich zu sein, bleibt ohne Makel.
Was einem wirklich gehört, das kann man nicht verlieren, und wenn man es wegwürfe. Man braucht darum gar nicht besorgt zu sein. Man muss nur darum besorgt sein, dass man seinem eigenen Wesen treu bleibt und nicht auf andere hört.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
- Bei unverschuldeter Krankheit gebrauche keine Arznei.
Es wird schon von selber gut werden.
Kommt von außen her, durch Zufall, ein unerwartetes Übel, das nicht in der eigenen Natur begründet ist und in ihr seinen Anhaltspunkt hat, so soll man nicht nach äußeren Mitteln greifen zu seiner Beseitigung, sondern der Natur ruhig ihren Lauf lassen, dann wird es von selbst besser.
Oben eine Neun bedeutet:
- Unschuldiges Handeln bringt Unglück.
Nichts ist fördernd.
Wenn man in einer Lage ist, da kein Fortschritt mehr an der Zeit ist, da gilt es ruhig und ohne Hintergedanken zu warten. Wenn man unüberlegt handelt, um wider das Schicksal voranzukommen, so wird ein Erfolg nicht erreicht.