Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Erstes Buch: Der Text — Erste Abteilung
28. Da Go - Des Großen Übergewicht
oben Dui, das Heitere, der See | |
unten Sun, das Sanfte, der Wind |
Das Urteil
Fördernd ist es, zu haben, wohin man gehe. Gelingen.
Das Bild
das Bild des Übergewichts im Großen.
So ist der Edle, wenn er allein steht, unbesorgt,
und wenn er auf die Welt verzichten muss, unverzagt.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Sechs bedeutet:
- Unterlegen mit weißem Schilfgras.
Kein Makel.
Wenn man in außerordentlichen Zeiten etwas beginnen will, so muss man außerordentliche Vorsicht walten lassen, wie man etwas Schweres, das auf den Boden gestellt werden soll, mit Schilfgras vorsichtig unterlegt, damit nichts zerbricht. Diese Vorsicht mag übertrieben scheinen, aber sie ist kein Fehler. Alle außerordentlichen Unternehmungen können nur gelingen bei äußerster Vorsicht in den Anfängen und Grundlagen.
Neun auf zweitem Platz bedeutet:
- Ein trockener Pappelbaum treibt einen Wurzelspross.
Ein älterer Mann bekommt eine junge Frau.
Alles ist fördernd.
Das Holz steht am Wasser, daher das Bild einer alten Pappel die einen Wurzelspross treibt. Das ist eine außerordentliche Wiederbelebung des Wachstumsprozesses. Dieselbe außerordentliche Lage ergibt sich, wenn ein älterer Mann ein junges Mädchen zur Frau bekommt, die zu ihm passt. Trotz des Außergewöhnlichen der Lage geht alles gut. Politisch betrachtet ist der Sinn der, dass es in außerordentlichen Zeiten günstig ist, sich zu den Niedrigen zu halten, denn hier ist die Möglichkeit einer Erneuerung gegeben.
Neun auf drittem Platz bedeutet:
- Der Firstbalken biegt sich durch. Unheil.
Es ist eine Persönlichkeit gezeichnet, die in Zeiten des Übergewichts des Großen heftig durchfahren will. Sie nimmt von den andern keinen Rat, darum sind die andern auch nicht zu ihrer Unterstützung bereit. Dadurch wächst die Last, und es kommt zum Biegen oder Brechen. In gefahrvollen Zeiten beschleunigt eigenwilliges Zufahren nur den Zusammenbruch.
Neun auf viertem Platz bedeutet:
- Der Firstbalken wird gestützt. Heil.
Sind Hintergedanken da, ist es beschämend.
Durch freundliche Beziehungen zu den Unteren gelingt es einem verantwortlichen Mann, der Lage Herr zu werden. Wenn er aber seine Beziehungen dazu missbrauchen wollte, um für sich persönlich Macht und Erfolg zu erlangen, statt nur für die Rettung des Ganzen zu sorgen, so wäre das beschämend.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
- Eine dürre Pappel treibt Blüten.
Ein älteres Weib bekommt einen Mann.
Kein Makel. Kein Lob.
Eine dürre Pappel, die Blüten treibt, erschöpft dadurch ihre Kräfte und kommt dem Ende dadurch nur näher. Eine ältere Frau nimmt sich noch einmal einen Mann. Aber es findet keine Erneuerung statt. Es bleibt alles steril. So bleibt doch nur die Sonderlichkeit bestehen, wenn auch alles in Ehren zugeht. Politisch ist angedeutet, dass, wenn man in unsicheren Zeiten den Zusammenhang nach unten hin aufgibt und sich nur an seine Beziehungen zu höheren Ständen hält, damit ein Zustand geschaffen wird, der nicht dauerhaft ist.
Oben eine Sechs bedeutet:
- Man muss durchs Wasser.
Es geht über den Scheitel.
Unheil. Kein Makel.
Hier ist die Lage gezeichnet, dass das Außerordentliche aufs höchste gestiegen ist. Man ist mutig und will unter allen Umständen seine Aufgabe bewältigen. Dadurch kommt man in Gefahr. Das Wasser geht über einen weg. Das ist das Unheil. Aber das Leben zu lassen um der Durchsetzung des Guten und Rechten willen, das gibt keinen Makel. Es gibt Wichtigeres als das Leben.