Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Zweites Buch: Das Material — Da Dschuan — Die große Abhandlung
Kapitel 6
Über die Art des Buchs der Wandlungen im allgemeinen
Im Anschluss an Abt. 1, Kap. XII, § 3 ist hier die Methode des Buchs der Wandlungen dargelegt. Die beiden ersten Zeichen, das Schöpferische
und das Empfangende
, werden als Repräsentanten der beiden polaren Urkräfte gezeigt. Es soll erklärt werden, wie der Stoff das Produkt der Kraft ist. Das Lichte und das Dunkle sind Kräfte. Durch Zusammenwirken dieser Kräfte entsteht das Stoffliche, Festes und Weiches. Dieses Stoffliche bildet die Form, den Leib aller Wesen im Himmel und auf Erden. Aber was es in Bewegung hält, das sind immer Kräfte. Und es kommt darauf an, Anschluss zu haben an diese Kräfte, diese göttlichen, leuchtenden.
Die Namen der 64 Zeichen sind sehr mannigfach. Aber sie halten sich alle im Kreis des Notwendigen. Es sind Situationen gezeichnet, wie sie das Leben tatsächlich mit sich bringt. Die Art der Situationen ist durchgehends so, dass man daraus sieht, dass auf ein untergehendes Zeitalter Bezug genommen wird, dem die Mittel zum Neuaufbau an die Hand gegeben werden sollen. Es wird darauf hingewiesen, dass der Gedankenkreis der Zeichen einer Zeit entstammt, da man schon mit Niedergangserscheinungen zu rechnen hatte.
Der Text scheint — wie überhaupt in diesem ganzen Kapitel — etwas unsicher zu sein. Der Gesamtsinn ist aber ohne weiteres zu verstehen. Es ist auch hier wieder auf die verschiedenen Beziehungen des Buchs der Wandlungen hingewiesen, wie zeitlich und räumlich das Verborgene enthüllt wird, erst symbolisch durch Namen und Beziehungen und schließlich ausdrücklich durch die Urteile.
Es wird hier auf das Abstrakt-Allegorische der Zeichen hingewiesen, die sozusagen perspektivisch eine durchgehende Übertragung auf alle möglichen Verhältnisse gestatten, weil sie nur die Gesetze bieten, die in den verschiedenen Komplexreihen gelten.