Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Drittes Buch: Die Kommentare — Erste Abteilung
4. Mong - Die Jugendtorheit
Kernzeichen:Kun und Dschen |
Die Reihenfolge
Vermischte Zeichen
Das Urteil
Nicht ich suche den jungen Toren,
der junge Tor sucht mich.
Beim ersten Orakel gebe ich Auskunft.
Fragt er zwei-, dreimal, so ist das Belästigung.
Wenn er belästigt, so gebe ich keine Auskunft.
Fördernd ist Beharrlichkeit.
Kommentar zur Entscheidung
Die Torheit hat Gelingen.
Einer, dem es gelingt, trifft bei seinem Handeln die rechte Zeit.
Nicht ich suche den jungen Toren, der junge Tor sucht mich.
Die beiderseitige Stellung ist entsprechend.
Beim ersten Orakel antworte ich,
weil die Stellung fest und zentral ist.
Wenn einer zwei-, dreimal fragt, so ist das Belästigung.
Wenn er belästigt, so gebe ich keine Antwort.
Belästigung ist Torheit.
In einem Toren das Rechte zu stärken, das ist eine heilige Arbeit.
Weil der zweite Strich stark und zentral ist, darum kann er auf die Fragen des fünften Auskunft geben, wobei er ein festes Maß beobachtet. Wird das durch lästiges Fragen gestört, so wird der Erzieher dem Zögling gegenüber auch unangenehm, indem er die Antwort versagt.
Durch den letzten Satz:
In einem Toren das Rechte zu stärken, das ist eine heilige Arbeitwird der Satz des Textes:
Fördernd ist Beharrlichkeitausgeführt.
Außer dem zweiten Strich ist auch der obere starke Strich damit beschäftigt, die Jugendtorheit auszutreiben, während die übrigen vier Striche jugendliche Toren verschiedener Art repräsentieren. Während der zweite Strich in zentraler Stellung die Milde repräsentiert, vertritt der obere die Strenge.
Das Bild
das Bild der Jugend.
So nährt der Edle durch gründliches Handeln
seinen Charakter.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Sechs bedeutet:
- Um den Toren zu entwickeln,
ist es fördernd, den Menschen in Zucht zu nehmen.
Man soll die Fesseln abnehmen.
So weitermachen bringt Beschämung. Fördernd ist es, den Menschen in Zucht zu nehmen
:
nämlich um dem Gesetz Nachdruck zu verleihen.
Der weiche Strich an unterer Stelle ist ein jugendlicher Tor, der noch keine feste Richtung hat. Er muss in Zucht genommen werden von dem über ihm stehenden festen Strich auf zweitem Platz, damit sich bei ihm feste Grundsätze und Gewohnheiten bilden.
Neun auf zweitem Platz bedeutet:
- Die Toren ertragen in Milde, bringt Heil.
Die Frauen zu nehmen wissen, bringt Heil.
Der Sohn ist dem Hauswesen gewachsen. Der Sohn ist dem Hauswesen gewachsen
, denn fest und weich stehen in Verbindung.
Die weiche Fünf steht zu der festen Zwei in Beziehung der Ergänzung. Darum lässt der Herr des Hauses, der nachgiebig ist, den Sohn, der fest ist, machen. Dasselbe gilt vom staatlichen Leben, bei dem Verhältnis von Fürst und Beamten.
Dieser Strich ist der Herr des ganzen Zeichens.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
- Nicht sollst Du ein Mädchen nehmen,
das einen ehernen Mann sieht
und sich nicht im Besitz behält.
Nichts ist fördernd. - Man soll das Mädchen nicht nehmen, denn ihr Wandel folgt nicht der Ordnung.
Der Strich ist weich und steht auf starkem Platz, zudem an der Stelle des Übergangs vom unteren zum oberen Zeichen. Darum ist er der Versuchung, sich selbst zu verlieren, nicht gewachsen, und sein Wandel kommt darum aus dem Geleise. Darum ist eine intime Verbindung nicht günstig. Der Textkorrekturvorschlag von Dschu Hi, der statt ordnungsgemäß
vorsichtig
lesen will, ist überflüssig.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
- Beschränkte Jugendtorheit bringt Beschämung.
- Die Beschämung der beschränkten Jugendtorheit kommt daher, dass sie allein vom Wirklichen am entferntesten ist.
Ein weicher Strich auf schwachem Platz ohne Beziehung zu einem festen, rings umgeben von andern schwachen Strichen, ist durch diese Umstände von jeder Beziehung zu einem wirklichen, das heißt festen Strich ausgeschlossen, darum ist er in seiner Jugendtorheit unverbesserlich beschränkt.
Sechs auf fünftem Platz bedeutet:
- Kindliche Torheit bringt Heil.
- Das Heil des kindlichen Toren kommt davon, dass er hingebend und sanft ist.
Der fünfte Platz ist der Platz des Herrschers, aber da der Strich weich ist und zu dem festen Strich auf zweitem Platz in Beziehung steht, ist der Gedanke der Hingebung, d. h. der Höflichkeit in seinen Worten, und der Sanftheit, d. h. der Bereitwilligkeit zu hören, ausgedrückt. Der Strich steht an der Spitze des oberen Kernzeichens Kun, dessen Wesen die Hingebung ist.
Oben eine Neun bedeutet:
- Beim Bestrafen der Torheit ist es nicht fördernd,
Übergriffe zu begehen.
Fördernd ist nur, Übergriffe abzuwehren. Fördernd ist es, Übergriffe abzuwehren
,
denn damit folgen Obere und Untere der Ordnung.
Der starke Strich ist in Beziehung zu der schwachen Drei, die von der Ordnung abgewichen ist und sich ohne Rücksicht auf das Gegebene vorwärtsdrängt. Sie wird von dem oberen Strich energisch in ihren Bereich zurückgewiesen, so dass sie der Ordnung folgt. Aber da der Obere auch nicht zu weit geht, sondern rein defensiv bleibt, weicht er von der Ordnung nicht ab.