Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Drittes Buch: Die Kommentare — Zweite Abteilung
45. Tsui - Die Sammlung
Kernzeichen:Sun und Gen |
Die Reihenfolge
Vermischte Zeichen
Das Urteil
Der König naht sich seinem Tempel.
Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen.
Das bringt Gelingen. Fördernd ist Beharrlichkeit.
Große Opfer zu bringen schafft Heil.
Fördernd ist es, etwas zu unternehmen.
Kommentar zur Entscheidung
Der König naht sich seinem Tempel.
Das bewirkt Ehrfurcht und Gelingen.
Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen. Das bringt Gelingen.
Die Anhäufung findet auf rechter Grundlage statt.
Große Opfer zu bringen schafft Heil. Fördernd ist es, etwas zu unternehmen;
denn das ist hingebend gegen des Himmels Gebot. Wenn man darauf blickt, was sie sammeln, so kann man die Verhältnisse von Himmel und Erde und allen Wesen schauen.
Der Name des Zeichens wird im Kommentar zur Entscheidung auf mannigfache Weise erklärt:
- Die Eigenschaften der beiden Halbzeichen sind Hingebung und Heiterkeit, auf Grund deren eine Sammlung stattfindet.
- Eine Sammlung bedarf aber auch des Hauptes, des Kristallisationsmittelpunktes. Der ist gegeben in der Neun auf fünftem Platz, um die sich die andern Linien sammeln. Der Herrscher oben bedarf zur Sammlung des Volkes der Heiterkeit (Dui); das Volk unten zeigt sich hingebend (Kun).
Das Bild
das Bild der Sammlung.
So erneuert der Edle seine Waffen,
um Unvorhergesehenem zu begegnen.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Sechs bedeutet:
- Wenn du wahrhaftig bist, doch nicht bis zum Ende,
so gibt es bald Verwirrung, bald Sammlung.
Wenn du rufst, so kannst du nach einem Griff wieder lachen.
Bedauere nicht. Hingehen ist ohne Makel. Bald Verwirrung, bald Sammlung.
Der Wille ist in Verwirrung.
Der schwache Strich zu Beginn ist noch nicht gefestigt. Es besteht wohl das Verhältnis des Entsprechens zur Neun auf viertem Platz – das deutet auf die Wahrheit –, aber da die Linie mit den beiden andern schwachen Linien von Kun zusammen ist, so lässt sie sich von diesen beeinflussen, so dass die von Natur vorhandenen Beziehungen zur Neun auf viertem Platz gestört werden. Das gibt Verwirrung. Aber ein Ruf genügt (Dui = Mund, daher Ruf), um das Missverständnis zu beseitigen, und das Lachen kommt wieder (Dui = Heiterkeit). Aber wichtig ist es, die Richtung nach oben festzuhalten.
Sechs auf zweitem Platz bedeutet:
- Sich ziehen lassen bringt Heil und bleibt ohne Makel.
Wenn man wahrhaftig ist,
so ist es auch fördernd, ein kleines Opfer zu bringen. Sich ziehen lassen bringt Heil und bleibt ohne Makel.
Die Mitte ist noch unverändert.
Es herrscht hier zur Neun auf fünftem Platz, dem Herrn des Zeichens, die starke, innere Beziehung des Entsprechens. Daher wird diese Linie naturgemäß von der starken Neun auf fünftem Platz angezogen. Da sie zentral ist, lässt sie sich auch von ihrer Umgebung nicht falsch beeinflussen. Daher wirkt dieser innere Einfluss sich aus.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
- Sammlung unter Seufzen. Nichts, das fördernd wäre.
Hingehen ist ohne Makel. Kleine Beschämung. Hingehen ist ohne Makel.
Oben ist das Sanfte.
Der Strich ist ohne Beziehung des Entsprechens, daher das Seufzen und die Verlassenheit und Hilflosigkeit. Da der Strich dem unteren Zeichen angehört, kommt nämlich auch die Beziehung des Zusammenhaltens mit der Neun auf viertem Platz nicht zur Geltung, da dieser Strich dem oberen Zeichen angehört. Allein durch das obere Kernzeichen Sun, das Sanfte, ist die Verbindung hergestellt, denn die Sechs auf drittem Platz bildet den untersten Strich dieses Kernzeichens, in dem die Neun auf viertem Platz die Mitte bildet. Dadurch wird das Hingehen und der Anschluss ohne Makel ermöglicht, wenn immerhin auch einige Beschämung bleibt.
Neun auf viertem Platz bedeutet:
- Großes Heil! Kein Makel.
Großes Heil! Kein Makel
; denn der Platz beansprucht nichts.
Der Strich hat den Platz des Ministers inne, der für seinen Fürsten, Neun auf fünftem Platz, die Sammlung bewirkt. Aber er nimmt das Verdienst nicht für sich in Anspruch, daher großes Heil.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
- Wenn man beim Sammeln die nötige Stellung hat,
so gibt es keinen Makel.
Wenn manche noch nicht wahrhaft dabei sind,
so bedarf es erhabener, dauernder Beharrlichkeit,
dann schwindet die Reue. Wenn man beim Sammeln nur die Stellung hat
, so ist der Wille noch nicht leuchtend genug.
An sich ist die nötige Stellung, von der aus die Sammlung sich bewirken ließe, da. Aber es sind Schwierigkeiten vorhanden. Das Kernzeichen Gen, Stillstand, bewirkt, dass die Wirkungen auf die unteren Linien nicht sofort zur Geltung kommen. Es bedarf daher einer dauernden Einwirkung. Zur Wirkung der Stellung muss die Wirkung der Persönlichkeit treten. Der Strich ist seinem Wesen nach zu Kiën gehörig, daher erhaben. Dieses Wesen muss sich in Dauer gestalten, darum schwindet die Reue.
Oben eine Sechs bedeutet:
- Klagen und Seufzen, Tränen in Strömen! Kein Makel.
Klagen und Seufzen, Tränen in Strömen!
Er beruhigt sich nicht oben.
Der obere Strich ist ohne Beziehung des Entsprechens (vgl. Sechs auf drittem Platz), daher das Klagen und die Tränen. Aber indem die Linie sich nicht beruhigt bei ihrer hohen, aber einsamen Stellung, sondern sich der Beziehung des Zusammenhaltens entsprechend nach unten wendet, dem Herrn des Zeichens, Neun auf fünftem Platz, zu, ist kein Makel da. Die Sammlung wird erreicht, da es dem Sinn des Gesamtzeichens entspricht, dass es günstig ist, den großen Mann zu sehen.