Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Drittes Buch: Die Kommentare — Zweite Abteilung
53. Dsiën - Die Entwicklung, (allmählicher Fortschritt)
Kernzeichen:Li und Kan |
Die Reihenfolge
Vermischte Zeichen
Das Urteil
Fördernd ist Beharrlichkeit.
Kommentar zur Entscheidung
Das Bild
So weilt der Edle in würdiger Tugend, um die Sitten zu bessern.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Sechs bedeutet:
- Die Wildgans zieht allmählich dem Ufer zu.
Der junge Sohn ist in Gefahr.
Es gibt Gerede. Kein Makel. - Die Gefahr des kleinen Sohnes ist ihrer Bedeutung nach ohne Makel.
Das Kernzeichen Li bedeutet einen fliegenden Vogel, daher das Bild der Wildgans. Der Anfangsstrich steht neben dem Kernzeichen Kan, das Abgründige, daher das Bild des Ufers.
Gen, das untere Halbzeichen, ist das Bild des jüngsten Sohnes. Es enthält das Kernzeichen Kan, Gefahr. Die Worte kommen vielleicht von dem oberen Zeichen Sun, Wind, der rauscht und tönt.
Der Strich ist weich auf festem Platz. Er ist daher nicht stürmisch in seinem Vordringen, ist sich der Gefahr bewusst. Wenn daher auch andere über ihn reden, bleibt er doch frei von Schuld.
Sechs auf zweitem Platz bedeutet:
- Die Wildgans zieht allmählich dem Felsen zu.
Essen und Trinken in Frieden und Eintracht. Heil! Essen und Trinken in Friede und Eintracht.
Er isst sich nicht einfach nur satt.
Gen ist der Berg, daher das Bild des Felsens. Das Kernzeichen Kan führt auf Essen und Trinken. Wenn die Wildgans zu essen findet, ruft sie ihre Kameraden. Der Strich ist weich und in Beziehung zur Neun auf fünftem Platz, den er herbeiruft. Er isst sich also nicht einfach nur für seine Person satt, sondern denkt auch gleich an die andern mit.
Neun auf drittem Platz bedeutet:
- Die Wildgans zieht allmählich der Hochebene zu.
Der Mann zieht aus und kehrt nicht wieder.
Die Frau trägt ein Kind, aber bringt es nicht zur Welt.
Unheil!
Fördernd ist es, Räuber abzuwehren. Der Mann zieht aus und kehrt nicht wieder.
Er verlässt die Schar der Gefährten.Die Frau trägt ein Kind, aber bringt es nicht zur Welt.
Sie hat den rechten Weg verloren.Fördernd ist es, Räuber abzuwehren.
Hingebung und gegenseitiger Schutz.
Der Strich weist als oberster des Zeichens Gen auf einen hohen Platz, daher die Hochebene. Der Strich ist stark auf starkem Platz, daher nicht gemäßigt in der Bewegung: das Bild des Menschen, der von seiner Richtung nicht ablässt, daher hingeht, ohne zurückzukehren. Er steht zu den zwei oberen starken Strichen in Beziehung ohne Entsprechen. Der Strich steht ferner inmitten des Kernzeichens der Gefahr. Daher ist er von seinesgleichen getrennt (oben und unten ein dunkler Strich). Da der Strich sonach nicht wiederkommt, hinterlässt er das Zeichen Kun, das durch seinen Weggang unten entsteht, ohne Kind. Die Frau hat auf diese Weise ihren Weg verloren. Nur insofern als der starke Strich die beiden schwachen unter ihm vor Räubern schützt, hat dieser Strich etwas Förderndes.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
- Die Wildgans zieht allmählich dem Baume zu.
Vielleicht bekommt sie einen flachen Ast. Kein Makel. Vielleicht bekommt sie einen flachen Ast.
Sie ist hingebend und sanft.Vielleicht bekommt sie einen flachen Ast.
Sie ist hingebend und sanft.
Der Strich ist in das obere Zeichen Sun, Holz, eingetreten, daher das Bild der allmählichen Annäherung an den Baum. Der Baum bietet der Wildgans an sich keinen Anhaltspunkt. Ihre Füße sind nicht zum Anklammern geeignet. Vielleicht findet sie einen flachen Ast durch die Anpassung und Hingebung. Der Strich ist schwach auf schwachem Platz, also korrekt. Er ist daher anpassend und vorsichtig und findet so zunächst einen Ruheplatz.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
- Die Wildgans zieht allmählich dem Gipfel zu.
Die Frau bekommt drei Jahre lang kein Kind.
Endlich kann sie nichts verhindern. Heil! Endlich kann nichts das Heil verhindern.
Man erlangt seinen Wunsch.
Der Strich ist der obere Herr des Zeichens, daher der Gipfel, dem die Wildgans zuzieht. Er steht in Beziehung zum unteren Herrn des Zeichens, Sechs auf zweitem Platz, zu dem Entsprechung des Gatten zur Gattin vorhanden ist. Daher auch der Gedanke, dass endlich Vereinigung eintritt. Aber es dauert drei Jahre lang. Der Strich ist durch das Kernzeichen Kan, Gefahr, von der Sechs auf zweitem Platz getrennt. Aber die Vereinigung beruht auf der Naturbeziehung des Wesens, darum kann sie verzögert, aber nicht dauernd verhindert werden.
Oben eine Neun bedeutet:
- Die Wildgans zieht allmählich den Wolkenhöhen zu.
Ihre Federn können zum heiligen Tanz verwendet werden.
Heil! Ihre Federn können zum heiligen Tanz verwendet werden. Heil!
Man kann ihn nicht aus der Fassung bringen.
Der oberste Platz ist die Wolkenhöhe. Das Zeichen Lu, das eigentlich Hochebene heißt (vgl. Neun auf drittem Platz), ist hier ein Schreibfehler für ein anderes, das höchste Höhen
bezeichnet.
Das Zeichen Sun bedeutet Wind. Das legt den Gedanken der durch die Wolken führenden Luftreise nahe. Der Strich ist stark und schon außerhalb der Weltgeschäfte. Er wird nur von den andern als Vorbild betrachtet und bewirkt dadurch das Heil. Er selbst lässt sich nicht mehr in die Wirren der Weltgeschäfte ein. Die erwähnten Tänze waren heilige Pantomimen, bei denen Federn von besonderer Art gebraucht wurden. Der Gedanke, der diesem Strich zugrunde liegt, erinnert an den Gedanken des obersten Strichs von Guan, der Anblick, Nr. 20. Auch dort ist der Strich als solcher außerhalb der Weltgeschäfte und nur noch schauend beteiligt.