Schule des Rades
Richard Wilhelm
I Ging · Das Buch der Wandlungen
Drittes Buch: Die Kommentare — Zweite Abteilung
59. Huan - Die Auflösung
Kernzeichen:Gen und Dschen |
Das Feste kommt und erschöpft sich nicht, das Weiche bekommt einen Platz im Äußeren, und der Obere ist in Übereinstimmung mit ihm.
Die Reihenfolge
Vermischte Zeichen
Beigefügte Urteile
Wind über Wassernahegelegten, der die Auflösung des Eises und Erstarrten andeutet, dann aber auch den des Eindringens (Sun) in das Abgründige (Kan), der ein Zerstreuen, Zerteilen andeutet. Diesem Zertrennenden gegenüber kommt dann die Wiedervereinigung als Aufgabe in Betracht, was ebenfalls in dem Zeichen enthalten ist.
Aus dem Bild
Holz über Wasserergibt sich der Gedanke des Schiffs.
Das Urteil
Der König naht seinem Tempel.
Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.
Fördernd ist Beharrlichkeit.
Kommentar zur Entscheidung
Der König naht seinem Tempel.
Der König ist in der Mitte.
Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.
Sich auf das Holz verlassen schafft Verdienste.
Kommenbedeutet die Stellung im inneren, d. h. unteren Halbzeichen, wie
gehendie im äußeren. Das Feste, das kommt, ist also die Neun auf zweitem Platz. Indem sie den Platz im Zentrum des unteren Zeichens innehat, schafft sie für das lichte Prinzip innerhalb der dunklen Striche eine Basis der Wirksamkeit, die unerschöpflich ist wie das Wasser (Kan). Das Weiche, das einen Platz außen bekommt und mit dem Oberen zusammenwirkt, ist die Sechs auf viertem Platz, auf dem Platz des Ministers. Auf den gegenseitigen Beziehungen der drei Striche auf fünftem, viertem und zweitem Platz beruht die Wirkung, die durch das Zeichen gemeint ist.
Der König in der Mitte ist die Neun auf fünftem Platz. Seine zentrale Stellung bedeutet die innere Sammlung, durch die er das Auseinanderstrebende zusammenzuhalten vermag. Der Tempel wird nahegelegt durch das obere Kernzeichen, Gen, das Berg und Haus bedeutet. Das Holz (Sun) über dem Wasser (Kan) gibt die Unterlage für den Gedanken der Durchquerung des großen Wassers.
Das Bild
So opferten die alten Könige dem Herrn und bauten Tempel.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Sechs bedeutet:
- Er bringt Hilfe mit der Macht eines Pferdes. Heil!
- Das Heil der Anfangssechs beruht auf ihrer Hingebung.
Das starke Pferd ist die Neun auf zweitem Platz. Kan bedeutet ein starkes, schönrückiges Pferd. Die Anfangssechs ist schwach und an niedrigem Platz und hat von sich aus keine Kraft, die Auflösung zu beseitigen. Aber da die Linie im Anfang der Auflösung ist, ist ihre Rettung verhältnismäßig leicht. Die starke zentrale Neun auf zweitem Platz kommt ihr zu Hilfe, sie fügt sich und vereinigt sich mit ihr im Dienst des Herrn auf fünftem Platz.
Neun auf zweitem Platz bedeutet:
- Bei der Auflösung läuft er seiner Stütze zu.
Die Reue schwindet. Bei der Auflösung läuft er seiner Stütze zu
und erlangt so, was er wünscht.
Das Kernzeichen Dschen bedeutet Fuß und rasches Laufen. Die Stütze, auf die sich die Neun auf zweitem Platz stützen kann, ist der gleichgesinnte, starke Herrscher Neun auf fünftem Platz. Dadurch, dass die Neun auf zweitem Platz von sich aus den Fürsten aufsucht, könnte man Gelegenheit zur Reue vermuten, aber sie ist stark und zentral, und diese an sich ungewöhnliche Handlungsweise ist durch die ungewöhnliche Zeit bedingt. Sie handelt nicht aus selbstsüchtigen Gründen, sondern ihr Wunsch ist die Beseitigung der Auflösung. Dies erreicht sie auch in Gemeinschaft mit der Neun auf fünftem Platz.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
- Er löst sein Ich auf. Keine Reue.
Er löst sein Ich auf.
Sein Wille ist nach außen gerichtet.
Der Strich ist schwach auf starkem Platz, da wäre Reue das Gegebene. Allein es ist der einzige Strich des inneren Zeichens, der in Beziehung des Entsprechens zu einem Strich des äußeren Zeichens steht. Daher ist sein Wille nach außen gerichtet. Er ist oben auf dem Zeichen des Wassers in unmittelbarer Berührung mit dem Zeichen Wind, daher der Gedanke des Auflösens der eigenen Person und damit Abwesenheit der Reue.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
- Er löst sich von seiner Schar. Erhabenes Heil!
Durch Auflösung folgt Anhäufung.
Das ist etwas, an das Gewöhnliche nicht denken. Er löst sich von seiner Schar. Erhabenes Heil!
Sein Licht ist groß.
Das untere Zeichen ist als umgewandeltes Kun anzusehen. Kun bedeutet die Schar. Indem der mittlere Strich sich loslöst und auf viertem Platz sich niederlässt, löst er sich von seiner Schar und löst diese Schar auf, denn an seine Stelle tritt die starke Neun auf zweitem Platz. So entsteht durch Auflösung Anhäufung (Kernzeichen Gen, der Berg). Der weiche Strich, Sechs auf viertem Platz, steht im Verhältnis des Empfangens zum Herrscher, Neun auf fünftem Platz, und er hat als Gehilfen den starken Beamten Neun auf zweitem Platz gewonnen, so dass in der Tat durch Auflösen Anhäufen erfolgt.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
- Auflösend wie Schweiß sind seine lauten Rufe.
Auflösung! Ein König weilt ohne Makel. Ein König weilt ohne Makel.
Er ist an seinem rechten Platz.
Das Zusammentreffen des Windes mit dem Wasser löst dieses auf wie Schweiß. Das Zeichen Sun, das überall hinkommt, bedeutet die lauten Rufe. So ist der König an seinem rechten Platz und daher ohne Makel.
Oben eine Neun bedeutet:
- Er löst sein Blut auf.
Weggehen, sich fernhalten, hinausgehen ist ohne Makel. Er löst sein Blut auf.
Damit entfernt er sich von Schaden.
Kan ist Blut. Der Wind löst auf. So wird die Gelegenheit zum Blutvergießen entfernt. Er kommt aber nicht nur selbst darüber weg, sondern hilft auch noch der zu ihm in Beziehung stehenden Sechs auf drittem Platz.