Schule des Rades
Feste im Jahreskreis
Der heilige Raum · Spirale der kreativen Zeit
West Fest 2016 · Mondjahr · Merkurdezennium
Donnerstag, 22. September 2016, 16:21 MEZ
Dem gewöhnlichen Fluss der Zeit enthoben, bedeuten die Feste im Jahreskreis den Einbruch einer „anderen“, „trächtigen“ Zeit. Die Feste sind Öffnungen, die den Zugang zum Sinn erschließen, sie sind immer neue Aufforderung (und dienen somit auch als notwendige Erinnerung), die eigene Offenbarung, jenseits der Ideologien und religiösen Traditionen, zu finden und aus der Offenbarung heraus sinnvoll zu leben. Jeder kann den Zugang zu Vision und Offenbarung, Inspiration und Sinn finden. Offenbarungen werden nicht bedacht oder geplant, sie werden gewollt, sie kommen einem zu aus der Fülle des Alls, zu bestimmten Zeiten, wie eben den Festen der acht Raumrichtungen, aber auch dann, wenn man versteht, die chronologische Zeit anzuhalten, die Mitte zu wollen, sich in die Mitte zu werfen.
Das Fest des Westens verlangt von dir, dass du für dich selbst einstehst, für deine Aufgabe und für deine Vision, als Grundlage deines Tuns, deines individuellen Werks, dessen, was durch dich und nur durch dich geschehen kann.
Doch sei dein aus der wahrgenommenen Aufgabe resultierendes Werk nicht selbstgenügsam. Seine Einzigartigkeit beruht auf deinem Wollen, der Entscheidung deinerseits, dass du, und nur du, dieses dein Werk zu Entfaltung und Erfüllung zu bringen imstande bist. Sinnvoll wird dieses Tun jedoch erst, wenn es auf die anderen, auf die Gemeinschaft, Bezug nimmt. Der Westen ist die Richtung, in der du Gefäß bist für die Inspiration, es ist aber auch die Richtung, in der du dich ganz dem Du zuwendest.
Das Fest des Westens vermittelt die große Vision der Gemeinsamkeit, welche auf dem beruht, was der Einzelne an Sinn für sich findet und der Welt weiterzugeben vermag. Das alltägliche Bewusstsein, das wir oft für das Einzig wirkliche halten, genügt hierfür nicht, stellt es doch nur einen verbalen Grenzbereich dar, dem der wahre Kontakt, die lebendige Beziehung zum anderen, fehlt. Visionen leiten zu sinnvollem Leben an, doch muss dieses hingegeben werden, an die anderen, an die Gemeinschaft. Dann wird es möglich, die Mitte zu erleben, die Mitte des Bewusstseinskreises und die Mitte, in der Gott mit dem Menschen spricht.
Die Welt ist mehr, als uns unser Bewusstsein vorgaukelt. Die unendlichen Schleier der Selbst- und Welterklärungen verhängen die Wirklichkeit in ihrer Fülle. Ein endloser innerer Dialog verhindert das Zur-Ruhe-Kommen in der Mitte, von wo sich erst die Brücke zum Mitmenschen wie auch zum lebendigen, „wirklichen“ Kosmos eröffnet. Dasjenige existenzielle Wissen, welches die weiteren Dimensionen der Welt erschließt, einen innerlich weiterbringt und dem Leben Sinn verleiht, findet sich erst dann, wenn man hinter die Schleier, welche die Wirklichkeit verbergen, gelangt.
Die Visionen der Feste lehren uns, das Leben aus dem Wollen sinnvoll zu leben und uns der Hindernisse zu entledigen, die die Mitte verstellen. Vom Menschsein zwischen Himmel und Erde zu sprechen, meint keine bequeme Vorstellung des Sich-In-der-Welt-Zuhause-Fühlens, sondern verweist auf das stete Bemühen, Motivation und Intention, tragenden Grund und inspirierende Bilder zu erkennen und zu vereinen, um so den eigenen, ganz persönlichen Ansatz im Werk zu entfalten. Schritt für Schritt verwirklichst du diesen, um schließlich Teilhaber zu werden an der gemeinsamen Wirklichkeit im großen Sinnzusammenhang des Kosmos.
Sieh dich auf einer Lichtung, im Steinkreis, unter einem vollen Mond. Richte deinen Blick nach oben, auf die leuchtende Scheibe des Mondes, und warte, bis sich deine Gedanken beruhigen und zum Stillstand kommen. Halte diese Stille für ein paar Augenblicke, besinne dich dann auf die Mitte der Erde und frage nach einem Wort oder Bild, zur Klärung deiner Aufgabe in Bezug auf die Gemeinschaft und die weiteren Schritte im Werk. Behalte das Gesehene oder Gehörte aber nicht nur für dich, sondern teile es nach der Anrufung mit deinen Freunden.