Schule des Rades

Arnold Keyserling

Das magische Rad Zentralasiens

V. Astrologie

Das Weltenjahr

Das Weltenjahr entsteht durch die Präzession des Frühlingspunktes. Die Erdachse beschreibt in ihrer Verlängerung auf den Himmel einen Kreis im Sternbild des Drachen. Erst in der Wassermannzeit, genau in 150 Jahren, wird der Polarstern tatsächlich die Himmelsmitte; doch immer schon war er als geistiger Ort des Paradieses im fernen Norden erfasst worden. Zusätzlich zu den Problemen des eigenen Lebenskreises muss man die Offenbarungen der bisherigen Weltgeschichte einbeziehen bis zur Gegenwart, wie ich es historisch sie in meiner Geschichte der Denkstile geschildert habe.

Altsteinzeit
neolithische Revolution
  1. Krebszeit
  2. Zwillingszeit
  3. Stierzeit
  4. Widderzeit
  5. Fischezeit
  6. Wassermannzeit
homo faber
homo sapiens
Klan
Stamm
Stadt
Volk
Reich
Menschheit
Mensch als Tier
Mensch als Mensch
8840 v. Chr.
6680
4520
2360
200
1962 - 4120

Das Weltenjahr spiegelt den Lebenskreis, doch im Quartenzirkel. 72 Jahre ist ein Tag, 2.160 ein Monat, 25.920 das ganze Jahr. Wie im Tag, ist die Sonne auch in der Geschichte rückläufig als ganzer Tierkreis.

W e l t e n j a h r

Vom Gesichtspunkt der Kosmogonie bedeutet die Krebszeit die Mutation vom homo faber zum homo sapiens durch Teilung der Hemisphären des Großhirns. An die Stelle der Arterhaltung trat die soziokulturelle Tradition, deren Struktur durch die sechs lunaren Planeten bestimmt wurde, die Urfamilie. Saturn/Vater wurde zum Lehrer, Jupiter/Mutter zum Bewahrer, Venus/Schwester lernte die Sitten, Mars/Bruder das Kämpfen und Einsetzen, Mond/Tochter führte den Klan fort und Merkur/Sohn begab sich auf die Reise. Das Lichtwesen des Himmels wurde Teil des Körpers und umgab den Menschen wie eine Aura.

Das Erleben wird nicht mehr instinktiv gelenkt wie bei Jägern und Sammlern, sondern bewusst aus Inspiration. Durch die Erkenntnis der Koordinaten von Raum und Zeit in den megalithischen Bauten wurde der Krebsmensch Herr der Materie; er verstand ihren Zusammenhang und ihre Komponenten und machte sie zum Gefährt seines Mythos, seiner Imagination. Er baute Häuser, schmückte sich, erfand Strategien.

Auch das Tier kann dies nach eingeborenen Reflexen, aber nach dem Ende der Jugend ist es ganz in das Ritual eingebettet. Der Mensch hingegen schafft seine eigene Lebensform, woran Kinder und Enkel anknüpfen. Die Reihe der genetischen Nachfolge geht bis zu den Urgroßeltern, so dass jeder von vierzehn Vorfahren geprägt wird, auf jeder Seite sieben:

A h n e n r e i h e

Aus diesen vierzehn Vorfahren verkörpern sich die lunaren Fähigkeiten. Die genetische Abstammung reicht nicht über sie hinaus, wohl aber die geistige, die in allen Klans bis zur Weltschöpfung zurück gesehen wird. Die Mythen sind wahr, denn sie kommen aus der Traumwelt, und unsere Erde ist nur eine mögliche Verwirklichung. Das Leben ist ein Psychodrama; die triebhaften Motivationen werden zur Geschichte. Man hat für jede Handlung ein Vorbild, bis man dieses integriert hat. Aber die drei transsaturnischen Planeten waren in der Krebszeit nicht inkarniert, sie standen noch außerhalb der Befindlichkeit.

Arnold Keyserling
Das magische Rad Zentralasiens · 1993
Schlüssel der Urreligion
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD