Schule des Rades

Arnold Keyserling

Rückkehr des Selbstverständlichen

3. Dimension

Fühlen - Körper - Pflanze - Atom - Erde

  1. Klärung der Systemik

    Das Atom hat eine beharrende Struktur. Es strebt nach Aufrechterhaltung des Grundzustandes: dies ist der Ursprung der vier Triebe; Sicherung — Nahrung — Aggression — Reproduktion.

    • Das Empfinden entspricht der Aufnahme der Strahlung (Sicherung).
    • Das Denken entspricht der Bildung elektromagnetischer Verbindungen, die die Stellung in der Gesellschaft gemäß dem Aggressionstrieb erschaffen.
    • Das Wollen steht in Entsprechung zum Reproduktionstrieb, der potentiellen Energie. Hier auf dieser Bewusstseinsstufe wird aber das Fühlen, die Traumebene zugänglich.
    • Fühlen entspricht dem Nahrungstrieb, sowie der Bewegungsgeschwindigkeit der kinetischen Energie: der innere Zustand in Entsprechung zur aufgenommenen Nahrung kann vom festen in flüssigen bzw. gasförmigen Zustand überwechseln.
  2. Existentielle Erfahrung
    1. Fühlen — Atom — Triebe verlangen nach Befriedigung und tendieren wie das Atom zu einem ausgeglichenen Grundzustand. Seinen emotionalen/motivationalen Grundzustand erlebt der Mensch im Viereck von: Leitfunktion — Hilfsfunktion — unbewusste Funktion — archaische Funktion.
      • Bei jedem Menschen ist die Leitfunktion, die wache Funktion dominant.
      • Die Hilfsfunktion, reflexive Funktion wirkt unterstützend
      • und die potentielle Funktion unbewusst im Tiefschlaf.
      • Die vierte Funktion des Traumes aber wirkt archaisch, auf Wandlung gerichtet.

      So gilt es im Sinne von C. G. Jung im liebenden Gespräch mit anderen zu klären, welcher der vier Beweger (Empfinden, Denken, Fühlen, Wollen) in meiner Motivstruktur den Platz der archaischen, der minderwertigen Funktion einnimmt.

    2. Körper — Erde — Die Atomentsprechung zeigt den Mangel. Die Erde dagegen, der Körper, zeigt das bildhafte, negentropische Motiv. Auch das menschliche Bewusstsein wechselt wie die Pflanze zwischen samenhafter Potentialität und ausgeformter Gestalt. Folgender Weg der Integration ist hier hilfreich: in einer Visionsreise geht man durch den ganzen Körper und zwar im Sinne des Großen Menschen, also des Tierkreises (Widder-Kopf, Stier-Nacken, usw. bis Fische-Füße). Man achtet dabei darauf, welche Organe oder Glieder negativ erscheinen, außer Proportion sind, etc. Vielleicht ist auch ein Organ unseres Körpers tatsächlich schon krank. In jedem Fall verlangt dort unsere Pflanzenhaftigkeit den nächsten Schritt der Entfaltung; es ist das persönliche Potential. Beginnt man die Botschaft des Körpers zu verstehen und entschlüsselt die mögliche Beziehung und Bedeutung, wie sie z. B. die Homöopathie lehrt, dann wird diese innere, unterbewusste Schicht integriert, und man erreicht eine Stimmung der Freude und Ausgeglichenheit. Allerdings ist es bei diesem Ritus notwendig, die Vision laut zu verbalisieren, weil sonst der Traum aus dem Gedächtnis verschwindet. Außerdem können auf dieser Stufe auch die Pflanzen selbst hilfreich sein, wenn man zu ihnen eine derartige Beziehung aufbauen kann, wie sie früher z. B. die Weisen Frauen herstellten.
Arnold Keyserling
Rückkehr des Selbstverständlichen · 1984
Studienkreis KRITERION
© 1998- Schule des Rades
HOMEDas RAD