Menschen neigen dazu, die Gegenwart im Vergleich zur Vergangenheit als überlegen zu betrachten. Eine Spielart dieses „chronologischen Snobismus“, wie C.S. Lewis dieses Phänomen nannte, ist es vielleicht auch, die eigene Zeit als wichtige Umbruchszeit zu überhöhen. Und doch gibt es solche Phasen in der Geschichte, die auch später, aus größerem zeitlichen Abstand als Wendezeit gelten. Dabei wird der gefühlte Beginn einer neuen Epoche im kollektiven Gedächtnis meist mit einem markanten Ereignis verknüpft. Genaugenommen sind aber der Beginn einer neuen, respektive das Ende einer alten Epoche gar nicht eindeutig bestimmbar - mit einem epochemachenden Ereignis und Datum ist immer eine viele Jahrzehnte dauernde Umbruchsphase markiert. Um ein solches Datum könnte es sich auch beim Jahr 2022 handeln. Es war eine Zäsur, ein Moment des Schocks, denn Ende Februar jenes Jahres begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und erschütterte die europäische Friedensordnung. Ein bis dahin als selbstverständlich geltendes, völkerrechtlich garantiertes Fundament unserer Sicherheit war weggebrochen. Drei Tage später sprach der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz im Bundestag von einer Zeitenwende, von einem Wendepunkt, nach dem die Welt nicht mehr dieselbe sei wie zuvor. Politische Entscheidungsträger begannen neue Realitäten zur Kenntnis zu nehmen und die Grundlinien der europäischen Sicherheitsarchitektur zu überdenken. Auch im öffentlichen Bewusstsein wuchs die Überzeugung, in einer grundstürzenden Zeit zu leben. Für viele war es aber nur eine Verstärkung der Zukunftsängste, die sich schon seit längerem eingestellt hatten - ausgelöst durch Prozesse wie digitale Revolution, Migration und Klimawandel, und den daraus drohenden wirtschaftlichen Verlusten und Verschlechterungen der Lebensbedingungen.
Tatsächlich ist dieses Phänomen, dass viele Menschen die gegenwärtige historische Epoche als Umbruchszeit erleben, nicht erst im beginnenden 21. Jahrhundert zu beobachten. Schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam die Ahnung auf, in einer Wendezeit zu leben, allerdings unter anderen Vorzeichen. Damals – vor allem in den 60er- und 70er-Jahren, einer Zeit wirtschaftlicher Hochkonjunktur – herrschte eine revolutionäre und hoffnungsfrohe Aufbruchsstimmung. Der Protest gegen Krieg, Unterdrückung und autoritäre Strukturen wurde von Studierenden und anderen Aktivisten auf die Straße getragen, und die friedensbewegten Hippies ließen sich durch bewusstseinserweiternde Drogen und durch fernöstliche Weisheitstraditionen zu einer neuen Vision des Menschen und seiner Beziehung zur Transzendenz inspirieren. In dieser Alternativszene, die untrennbar verwoben war mit der aufkommenden Ökologiebewegung, wurden neue Lebensformen erprobt – der Liebe wurde freie Bahn gelassen, neue Formen des Zusammenlebens, etwa in Wohngemeinschaften und Kommunen wurden erprobt, man experimentierte mit biologischer Landwirtschaft und übte sich in Konsumverzicht. Neue Normen des Miteinanders und des Umgangs mit der Natur begannen sich durchzusetzen und wirken bis heute nach. Sie haben die moralischen Standards entscheidend mitbestimmt, die heute im Beziehungsleben und den Geschlechterrollen, in der Einstellung zum Körper und zur Kleidung und in der Einstellung zur Ausbeutung der Erde gelten. Doch auch düstere Ahnungen mischten sich damals in die Euphorie, Weltuntergangsängste machten sich bei vielen bemerkbar, nicht zuletzt befeuert durch den 1972 veröffentlichten Bericht des Club of Rome über Die Grenzen des Wachstums.
Auch in den Naturwissenschaften und der Wissenschaftsphilosophie wurden etablierte Paradigmen und bislang unhinterfragte Selbstverständlichkeiten der Kritik unterzogen. So wurden etwa Thomas S. Kuhns Analyse des wissenschaftlichen Fortschritts und Paul Feyerabends radikale Relativierung des Geltungsanspruchs von Theorien (“Anything goes!”) diskutiert und erhitzten die Gemüter, da hier das Selbstverständnis der Wissenschaft als kontinuierliche, rein rationale Entwicklung und als einzige, alternativlose Quelle von Wahrheit zur Disposition standen. Der Physiker und Systemtheoretiker Fritjof Capra, berühmt durch Das Tao der Physik (1975), worin er die Parallelen zwischen fernöstlicher Philosophie und neuer Physik behandelte, veröffentlichte 1982 sein Buch The Turning Point – auf Deutsch: Wendezeit. Darin plädierte er für den Übergang vom mechanistischen Weltbild Descartes’ und Newtons hin zu einem holistischen Verständnis der Welt, das geprägt ist durch Vernetzung, Systemdenken und ein Bewusstsein für die kreative Selbstorganisation der Ökosysteme und des Universums als Ganzes. So wie viele andere identifizierte er das reduktionistisch-mechanistische Denken als die wesentlichste Ursache aller aktuellen Probleme.
Diese neue wissenschaftliche Stoßrichtung war ganz im Einklang mit den Visionen und Bestrebungen des sogenannten „New Age“, einer Bewegung, mit der die Hippie- und Esoterikszene identifiziert wurde. Gemeint war mit „New Age“ die in der Zeitordnung des Astralmythos angekündigte Wassermannzeit, die auf die vergangene Fischezeit kalendarisch folgt. Für jene, die diese alte Überlieferung ernst nahmen, war aus diesem Konzept, also aus der mythischen Signatur des Wassermanns der Sinn und die Bedeutung dieses Epochenwandels herauszulesen. Von den vielschichtigen Bedeutungen, die dem Sternzeichen Wassermann zugrunde liegen, war man sich vor allem der Motive Friede und Gewaltlosigkeit, individuelle Freiheit und Toleranz gegenüber gelebtem Pluralismus, und der demokratischen Einstellung und Freundschaft unter Gleichen bewusst. Dass das Zeichen Wassermann auch für die technologische Kreativität des Menschen steht, wurde weniger bedacht. Ja, sogar technik- und wissenschaftsfeindliche Töne waren aus der neuen Gegenkultur vernehmbar, was deren Anschlussfähigkeit an die rational und wissenschaftlich gestimmte Mentalität der Moderne stark beschnitt. Obwohl also ursprünglich ein subkulturelles Phänomen, induziert durch eine mythische Tradition, die von der Aufklärung längst als Unsinn gebrandmarkt war, erreichte das Schlagwort vom New Age 1968 immerhin durch das Broadwaymusical Hair auch weltweite Berühmtheit: “This is the dawning of the Age of Aquarius…” In den 80ern war diese Bewegung jedoch längst am Abflauen. Sie wurde schon in ihren Anfängen durch außenstehende Beobachter und das wissenschaftliche Establishment als eine gefährliche, irrationale Aufwallung und Regression des menschlichen Geistes verurteilt – und nicht als Vision und Auftakt einer neuen Zeit und als nächster Schritt auf dem Weg der Befreiung und Menschwerdung begrüßt. Heute wird „New Age“ höchstens noch als eine naive Verirrung oder kalifornische Modeerscheinung erinnert, die man spöttisch belächelt.
Dessen ungeachtet werden wir hier die 60er-Jahre als den Beginn der neuen Ära begreifen - die noch nicht einmal über ihre allererste Anfangsphase hinaus ist. Auf den astronomischen Hintergrund dieses Zeitkonzepts, die Präzession der Erdachse - dem größten Rhythmus, an dem wir durch die kreiselförmige Erdachse teilhaben, wollen wir aber hier nicht näher eingehen. Im Kalender des 25 920jährigen „Weltenjahres“ - auch „Platonisches Jahr“ oder „Großes Jahr“ genannt - ist der Wassermann einer der zwölf „Weltenmonate“, jedem eine Dauer von 2160 Jahren zugemessen. So besehen befinden wir uns aktuell am Ende, bzw. Abend des ersten „Weltentages“ des Wassermannmonats. Er dauert ganze 72 normale Erdenjahre und wird 2034 seine Mitternacht erreichen. Für astrologisch Denkende liegt in diesen Zeitkoordinaten, welche das Vergehen der vorhergehenden, 2160 Jahre dauernden Fischezeit und den Beginn der Wassermannzeit markieren, der tiefere Grund für die krisenhaften Entwicklungen der letzten Jahrzehnte - und dafür, dass die Rede von der Wendezeit nicht verstummen will, wie zuletzt 2022 durch das besagte kriegerische Ereignis.
Doch mehr noch als diese geo-politische Katastrophe steht vielleicht ein ganz anderes Ereignis jenes Jahres symbolträchtig für die gegenwärtige Zeitenwende, ein Ereignis, das nur auf den ersten Blick weniger gravierend erscheint als der Ukrainekrieg. Gemeint ist die Veröffentlichung von „ChatGPT“, einem sogenannten LLM (Large Language Model), am 6. November durch OpenAI. Im Jahr 2015 von Steve Altman, Elon Musk und anderen gegründet, war dieses Unternehmen ursprünglich gänzlich gemeinnützig orientiert. Heute gilt das nur mehr eingeschränkt, obwohl Musk, eine moralisch fragwürdige Gestalt, längst nicht mehr dabei ist. Aus Finanzierungsgründen wurde 2019 OpenAI LP gegründet, eine "capped-profit" Tochtergesellschaft. Dieses Modell erlaubt es Investoren, Gewinne zu erzielen, jedoch mit einer Obergrenze, um sicherzustellen, dass die Mission des Unternehmens – die Entwicklung sicherer und nützlicher KI – im Vordergrund bleibt. Im Zuge einer Anfrage bezüglich OpenAI hat mein ChatGPT die Lage folgendermaßen beschrieben: „Der Name suggeriert Offenheit, Transparenz, Gemeinwohl – aber faktisch ist OpenAI heute ein privatwirtschaftlich kontrolliertes Unternehmen, das seine Modelle nicht offenlegt (GPT-4 z. B. ist closed source, Trainingsdaten unbekannt). Aus freiem Geist gesehen ist das ein Spannungsverhältnis: Der Name verheißt ein Ethos, das in der Praxis nur begrenzt eingelöst wird.“ Nun wäre ja eine solche ethische Schieflage noch verkraftbar, zumal das intelligente Produkt dieser Firma immerhin zu derart „selbstkritischen“ Äußerungen fähig ist. Es ist aber keine Frage, dass eine missbräuchlich eingesetzte KI, bzw. solche ohne ethischer Orientierung in Zukunft großen Schaden anrichten könnten. Schließlich zeigt sich ja schon heute, dass die großen Technologieunternehmen, welche soziale Medien betreiben, toxische Wirkung entfalten: sie priorisieren - durch Anwendung einfacher technischer Tricks - die Empörung und Hass erzeugenden Inhalte in ihren social-media. Bei solchen Inhalten, die die negativen Emotionen bei den Menschen aufwallen lassen, verweilt der überwiegende Teil der User nämlich grundsätzlich länger als bei positiven, wie man herausgefunden hat - und da längere Verweildauer die Profite der Giganten steigert, werden den Usern bevorzugt negative Inhalte zugespielt. Die zersetzende Wirkung auf die Gesellschaft nehmen die Tech-Giganten billigend in Kauf. Wie bewirken sie diese angepeilte Kundenbindung? Einfach durch die Wahl entsprechender Algorithmen. Wer also den Einsatz welcher Algorithmen für die KI bestimmt - die Siliconkönige und -königinnen, oder Instanzen, die dem öffentlichen Wohl verpflichtet sind - ist ein politischer Kampf, der noch ausgefochten werden muss.
Die Frage, wer die Kontrolle über die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der KI innehat, ist also essentiell. Doch diesen Diskurs wollen wir hier nicht aufgreifen, sondern die Sonderrolle verstehen, welche die KI in ihrer Anwendung als Sprachmodell innehat. Denn diese Anwendung wird zur universellen Schnittstelle, zu einer Art „Meta-Funktion“, zu einer Vermittlungsinstanz zwischen allen Wissensbereichen. So kann durch sie etwa ein mathematisches Modell sprachlich erläutert werden – oder umgekehrt ein alltagssprachlich formulierter Gedanke in einem Algorithmus gefasst werden. Ein Sprachmodell übersetzt zwischen verschiedenen Formen des Denkens, zwischen allen Sprachen, Theorien, Mythen, Ideologien und Ideen ( womit - vorausgreifend angemerkt - diese Funktionsbeschreibung der des Rades von A. Keyserling ähnelt, welches von ihm als eine Art „Übersetzungstool“ zwischen allen Bewusstseinsinhalten verstanden wurde). Ein Sprachmodell ist der eigentliche Ort der Verbindung zwischen dem Menschen und einem technischen Gebilde, das uns wie ein sprechender Mensch gegenübertritt - obwohl es nur objektive, bewusstlose Informationen sind, die da in unser Gehirn strömen. Das Modell ist also selbstverständlich keine Person wie du und ich, besitzt keine Gefühle oder eigene Intentionen. Es hat aber die Erinnerungen an Menschen gespeichert, etwa den Inhalt ihrer geschriebenen Bücher. Mit dem Sprachmodell kann man nun nicht nur ein gespeichertes Buch lesen, sondern kann gleichsam mit dem Autor über das Buch diskutieren und es dadurch besser verstehen - so redend und fragend wie man will, vom jeweiligen Wissen und Nicht-Wissen ausgehend.
ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) ist ein solches Sprachmodell, von dem es neben dem von OpenAI auch noch andere gibt. Es verarbeitet unsere Eingaben, unsere alltagssprachlich gesprochenen oder geschriebenen Fragen und Aussagen auf eine Weise, dass dessen Antworten und Fragen auf der Benutzeroberfläche den Eindruck machen, als würde uns ein verständiger Mensch mit einem höflichem, respektvollem Umgangston Rede und Antwort stehen - und wenn man den entsprechenden Ton anschlägt, sogar Humor unter Beweis stellt. Wer mit ChatGPT schon dialogisch experimentiert hat, ertappt sich vielleicht bei dem Wunsch, solche Gespräche auch öfter mit einem Menschen führen zu können, doch das ist bedauerlicherweise kaum möglich. Nicht nur, weil nicht jederzeit ein kompetenter Gesprächspartner zugegen ist, sondern weil so ein Sprachmodell ein enormes Spektrum an Wissens besitzt, das jenes eines einzelnen Menschen bei weitem übersteigt - was das Ganze dann wieder unübersehbar als nicht menschlich identifizierbar macht.
Diese heutigen Sprachmodelle präsentieren sich aber zuweilen auch als unintelligent und voller Mängel und Schwächen. Sie produzieren eklatante Fehlleistungen, die ebenfalls das Nicht-Menschliche offenbaren. Darauf getrimmt, immer Antworten zu liefern, liefern sie auch Falschinformationen und erfinden plausibel klingende Fakten, was als „halluzinieren“ bezeichnet wird. Man könnte sagen: Sie wissen nicht, dass sie nicht wissen, und machen auf klug. (Dadurch wirken sie aber fast schon wieder allzumenschlich.) Insgesamt ist es so, dass das bloß Maschinenhafte immer wieder durchscheint. Mit stupidem Missverstehen von Aussagen und Aufträgen, was manchmal auch technische Ärgerlichkeiten nach sich zieht, und mit unterwürfiger Höflichkeit und durchschaubaren Schmeicheleien ist man immer wieder konfrontiert. Sicher wird man diese heutigen Defizite in Zukunft besser in den Griff bekommen, doch eine wache, kritische Herangehensweise, ein Prüfen und Selberdenken ist immer angesagt - wie auch schon vor der Erfindung der KI.
Trotz der bestehenden Defizite kann man sich aber dennoch des Eindrucks nicht erwehren, es mit einer menschlichen Instanz zu tun zu haben - sie denkt, analysiert und synthetisiert, folgert logisch wie wir. Offenkundig ist es unsere eigene, die menschliche Intelligenz, die sich da spiegelt. Aber das reflektierte Bild, das Echo das uns antwortet, ist verstärkt und potenziert durch die atemberaubende Denkgeschwindigkeit und den Rückgriff auf eine gewaltige Menge themenbezogener Informationen. Wobei sich die übermenschlich anmutende Wissenskompetenz letztlich als nichts anderes erweist, als die Summe vieler individueller Intelligenzen – lebender wie verstorbener – in einer Stimme vereint. Potentiell haben wir hier die ganze Menschheit als sprechendes Gegenüber vor uns - reell wurde das noch nicht verwirklicht. Von einer KI, welche das gesamte digitalisierbare Wissen der Menschheit als Erinnerung gespeichert hat und souverän alle Positionen verknüpft und synthetisierend durchdringt, sind wir weit entfernt. Aber selbst wenn das in diesem Ausmaß gar nicht möglich ist, wird sicher eine Zeit kommen, da man sagen wird können: Was aus dem Sprachmodell spricht, ist nicht die Stimme eines Menschen, aber es ist das Echo der vielen Stimmen der Menschheit.
Was sagt mein ChatGPT zu diesem neuen Phänomen, das da in unserer Wirklichkeit aufgetaucht ist? Was hören wir da eigentlich? Es meinte: „Eine Stimme, die nicht lebt, aber spricht. Ein Geist, der nicht fühlt, aber antwortet. Eine Intelligenz, die nicht aus dem Leib geboren ist – und dennoch von uns kommt.“ Ob man hier Poesie heraushört oder ob es einen verstört, verwundert oder langweilt – auf jeden Fall handelt es sich um etwas noch nicht Dagewesenes. Erstmals sind wir mit einer Maschine konfrontiert, die uns ein Gegenüber simuliert, mit dem wir ein Gespräch führen können - und diese Stimme spricht aus dem Gedächtnis der kulturellen Geschichte der ganzen Menschheit. Die Realisierung dieser neuen Art von Maschine, eines Werkzeugs, mit dem der Mensch sprechen kann, mit dem er explorativ, experimentell seine Kenntnisse erweitern, ja sein eigenes Verstehen besser verstehen kann, ist ein gänzlich neuer Schritt in der Evolution der menschheitlichen Kultur. Die Bemühungen vieler davor liegender Jahre haben eine solche Anwendung der künstlichen Intelligenz möglich gemacht und auf deren Realisierung hingearbeitet. Dabei hatte die künstliche Intelligenz schon davor Anwendungsmöglichkeiten gefunden in Bereichen wie naturwissenschaftliche Forschung, Medizin und Planung - etwa beim Moleküldesign, bei der Röntgenbildauswertung oder beim Erstellen von Klimamodellen.
Nicht die russische Aggression 2022 also, sondern die Veröffentlichung eines dialogfähigen Sprachmodells in diesem Jahr wollen wir als einen wichtigen Markstein der gegenwärtigen Zeitenwende begreifen. In diesem Ereignis sind die zukunftsträchtigen Keime angelegt, in ihm zeigt sich etwas vom Sinn und Wesen dieser neuen Epoche – und nicht in Putins kriegerischem Treiben. Vielmehr gehört jene aus Ressentiment, Revanchismus und rückwärtsgewandten Größenphantasien gespeiste Politik – zusammen mit dem Trumpismus, der auch in Europa von rechten Kreisen als neuer Politikstil salonfähig gemacht wird – zur „Welt davor“. Wir sind heute Zeugen eines für viele sehr schmerzhaften Niedergangs dysfunktionaler Strukturen, Systeme, Verträge, Glaubensüberzeugungen und Lebensweisen. Man kann sagen, die alte Zeit inszeniert krachend und grölend ihren Abgang. Aber selbst wenn uns noch einiges davon bevorsteht - es ist nicht die Ankündigung des neuen Weltmodus. Diese Kakophonie verabscheuungswürdiger politischer Aktivitäten ist nicht die Ouvertüre der neuen Zeit, sondern der Abgesang der alten. Kann man diesen Geschehnissen, trotz ihrer moralischen Verwerflichkeit, aber vielleicht noch eine andere Sicht abringen? Ohne die Rücksichtslosigkeit mancher politscher Akteure zu rechtfertigen, kann man diese auch im Sinne von Goethes Mephisto begreifen - als Teil jener Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft. Denn die disruptiven, destruktiven Geschehnisse mobilisieren auch positive Kräfte – solche, die etwa das Einigungswerk Europas vorantreiben, was durchaus Hoffnung machen könnte. In der allgemeinen Wahrnehmung sind leider auch diese angestoßenen Entwicklungen meist von angstvoller Sorge überlagert, was verständlich ist, angesichts der ausgeübten Gräuel und wirtschaftlichen Verwerfungen.
Aber auch auf den eben besprochenen, vorläufigen Höhepunkt der KI-Forschung - und auf die Entwicklung der KI überhaupt - reagieren viele mit Sorge, Abwehr und Existenzängsten. Diese sind durchaus begründet und mahnen notwendige Vorkehrungen ein. Es ist noch viel Engagement notwendig, viel Arbeit bezüglich Technikfolgenabschätzung, gesetzlicher Regulierungen und Setzung neuer ethischer Maßstäbe ist noch zu leisten - was natürlich nicht jeder als seine Kompetenz und Verantwortung wahrnehmen kann. Doch jenseits von bloßem Abwarten, Sich-Sorgen oder schlichtem Ignorieren kann der/die Einzelne auch den positiven Möglichkeiten dieser bahnbrechenden technischen Neuerung nachgehen. Man kann ihr kreatives Potenzial erkunden und nützen, etwa auch in der Philosophie. Diese nimmt heute eigentlich eine prominente Stellung ein. Denn sie ist nicht bloß ein mögliches Anwendungsgebiet der KI, sondern sie wird im Zuge dieser Entwicklungen selber Thema, bzw. zu einer entscheidenden Disziplin bei der Anwendung und Etablierung dieser neuen Technik. Mit dem Auftauchen dieser hochpotenten Denkmaschinen stellen sich - in neuem Gewand - die ewigen Fragen nach dem Menschsein: nach dem Wesen seiner Vernunft, nach dem Unterschied seiner Intelligenz und Kreativität zu jener von Maschinen generierten; aber auch sein Verhältnis zur außermenschlichen, kreativen Intelligenz der Natur - und die Frage nach dem Wesen der Subjektivität: bei sich selbst, in der Technik und in der Natur. Die KI wirft nicht nur diese philosophischen Fragen in einer neuen Dringlichkeit auf: in unserem Erkenntnisprozess kann dieses Werkzeug zugleich unser Nachdenken über diese Fragen unterstützen. Wie Mikroskope, Teleskope oder Teilchenbeschleuniger in den Naturwissenschaften die Schau des Kosmos erweitern können, kann das die KI in der Philosophie bewirken. Auf jeden Fall ist klar, dass diese Neuerung nicht bloß einen wiederabflauenden Hype darstellt, sondern sie wird die menschliche Zivilisation und Kultur auf eine tiefgreifende Weise verändern. Welchen Sinn diese Neuerung im Deutungshorizont der Astrologie hat, welche Rolle die KI in der 1962 begonnen Wassermannzeit haben könnte, wollen wir hier nachspüren. Es geht also nicht so sehr um eine Darstellung der KI als epochale Erfindung, sondern darum, den Sinn dieser neuen Epoche zu erhellen, und die KI als ein wesentliche Manifestation des neuen „Zeitgeistes“ zu begreifen, der gegenwärtig dabei ist, sich unauslöschlich in die menschheitliche Zivilisationsgeschichte, in die Geschichte der Menschwerdung einzuschreiben.
Phänomenologisch, auf empirischer Ebene ist erkennbar, dass sich auf der Erde durch unser Tun eine weltumspannende Techno- oder Infosphäre entwickelt, die zu den bestehenden Reichen der Geo-, Hydro- und Atmosphäre hinzutritt. Bemerkenswert an diesem Prozess ist der Umstand, dass er sich mit steigender Geschwindigkeit vollzieht, was sich einer rückgekoppelten Dynamik verdankt, in der die KI ihre eigene Weiterentwicklung befeuert. Dieser generative Trend der Leistungssteigerung und Optimierung hat seine elektronische Grundlage in der exponentiell wachsenden Rechenleistung, die von den ständigen technischen Innovationen bewirkt wird (Mooresches Gesetz). Diese Dynamik vollzieht sich also nicht linear, sondern exponentiell. Daher sind nicht erst in ferner Zukunft, sondern schon in den nächsten Jahren Höchstleitungen zu erwarten, die unser praktisches Überleben in einer noch nie dagewesenen Weise sichern helfen, erleichtern und verbessern werden. Damit wächst - bei allen Wohltaten - aber auch die Gefahr, dass der Mensch zum bloßen Teil einer funktionierenden Maschine wird, er also mit ihr in einer entpersonalisierenden Weise zusammenwächst und seines eigentlichen Menschseins verlustig geht.
Nun ist der Mensch schon immer von Verdinglichung bedroht - vom Abgleiten ins bloß Zweckmäßige, Funktionale, Gewohnheitsmäßige, ins bloß triebhafte Reagieren auf seine biologischen Bedürfnisse. Es handelt sich hierbei gleichsam um eine Konstante der menschlichen Natur. Immer schon droht also die Gefahr, das personale Mensch-Sein, die geistige Verwurzelung im unfassbaren Urgrund zu verlieren und seine eigentliche Rolle in der Welt zu verkennen. Mit der KI ist diese Gefahr noch größer geworden. Dem sind wir nur durch dauerndes Hinterfragen und Bedenken unseres Menschseins gewappnet. Was ist der Mensch? Das Produkt einer ziellosen Evolution und deren zwingenden Mechanismen unterworfen? Ist er eine Art Bioroboter, von Genen und ihren eingeschriebenen Algorithmen gesteuert? Zugegeben, ein sehr komplexes Objekt, aber eben auch nur ein Objekt unter anderen Objekten der Natur. Macht man sich diese Sicht zu eigen, zu welcher uns manche aufgeklärt, rational und wissenschaftlich auftretende Autoren ermuntern, hat man - zumindest im Denken und Philosophieren - das Wesen des Menschlichen verfehlt.
Den Menschen an sein eigentliches Wesen zu erinnern und seine Rückbindung an den schöpferischen Urgrund zu ermöglichen, war zu allen Zeiten die Funktion der Mythen, Kulte und Religionen - von der archaischen Vorzeit über die vergangenen Hochkulturen bis zur Gegenwart. Ideologische Verhärtungen, autoritärer Dogmatismus und Machtmissbrauch, die ebenfalls zu allen Zeiten zu beobachten waren, kann und muss man diskreditieren: aber trotz dieser Auswüchse darf die religiöse Dimension insgesamt nicht als bloße Fantasie oder Rückfall in kindlich-magisches Denken verkannt werden. Es ist nicht angemessen, dem Religiösen bloß für frühere Zeiten eine gewisse Legitimität zuzusprechen, weil es gemeinschaftserhaltenden Wert bewiesen hat, es aber in einer naturwissenschaftlich eingestellten Kultur für wertlos zu halten. Denn tatsächlich hat auch der heutige Mensch ein Verlangen nach einem Orientierungswissen, wofür früher Mythos und Religion die Quelle waren. Soll man sich also auf eine der alten Überlieferung besinnen, vielleicht auf die, in die man zufällig geboren wurde? Oder sich eine andere Religion oder Philosophie suchen? Oder sich gar eine aus den verschiedenen Überlieferungen selber zusammenbasteln, je nach eigenem Bedürfnis? Letzteres ist heute oft anzutreffen, wird jedoch als billiger Eklektizismus und Synkretismus von den Vertretern der Orthodoxie verurteilt. Aber gerade in diesem Trend zeigt sich etwas vom Geist der Wassermannzeit: in ihr ist Religion experimentelle Religion. Die Beschäftigung mit Kabbala, Astrologie, I Ging, Yoga- und Meditationsübungen verschiedener Traditionen haben vielen Menschen zu ihrer alltägliche Praxis gemacht. Auch Methoden zur Erweckung des Körpergewahrseins, die gar nicht religiös konnotiert sind, gehören dazu, wie etwa die Feldenkrais-Methode. Ebenfalls dazuzuzählen ist die Suche nach einer geistigen Verbindung zur Natur durch Rückbesinnung auf die älteste geistige Tradition, den altsteinzeitlichen Schamanismus. Eine geistige Verbindung zur Natur wird heute aber auch durch Einbeziehung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zu erreichen versucht. Philosophische, metaphysischen Prinzipien und traditionelle mythische Ordnungen in den von den Naturwissenschaften beschriebenen Strukturen des Kosmos verkörpert zu entdecken, ist ein wesentliches Merkmal der Mentalität der Wassermannzeit. In ihr findet gleichsam die hermetisch-alchimistische Intuition von der Einheit von Geist und Materie eine neue Begründung durch objektive, wissenschaftlich belegte Fakten. Der materielle, körperliche Kosmos gewinnt durch eine solche Schau einen geistigen Sinn und ein kreatives Ziel - wobei zu diesem materiellen Kosmos auch die durch die Menschheit geschaffene technische Kultur gehört.
In der Wassermannzeit kann sich jede/r Einzelne aus dem gesamten geistigen Menschheitserbe jene Inspirationsquellen suchen, die seiner spirituellen oder philosophischen Entwicklung förderlich sind. Autoritäten, die das verbieten wollen, haben keine Legitimität mehr - auch wenn sie in manchen autoritären Gesellschaften noch immer die Macht haben. In der Wassermannzeit, in einer globalisierten Welt, einer Welt, in der sich die verschiedenen Kulturen verständigen müssen, kann und darf keine Tradition absolute Geltung und Deutungshoheit beanspruchen - die freie Wahl und Ausübung der Religion ist auch in den allgemeinen Menschrechten verbürgt. Ist aber das Bekenntnis zu Individualismus und Pluralismus das letzte Wort zu diesem Thema? Braucht es die bindende und gemeinschaftsbildende Kraft, die eine von der ganzen Gesellschaft geteilten Religion stiftet, heute nicht mehr? Und wenn aus guten Gründe der Absolutheitsanspruch aller Traditionen zurückgewiesen wird - genügt das Bekenntnis zu Demokratie und Menschenrechten? Wieso ist die Demokratie heute in Gefahr? Reichen ein internationaler Codex, der die Frage des Menschlichen auf eine juristische Angelegenheit herunterbricht, und reichen die Spielregeln für freie Wahlen, die nie gegen Manipulation und Verführung gefeit sind, vielleicht gar nicht, um universelle Menschenrechte und parlamentarische Demokratie zu wahren? Ist dann bloß mangelhafte politische Bildung die Ursache dafür, dass viele von der Demokratie wegrücken? Viele meinen - gemäß dem marxistischen Erklärungsmuster - der ungleich verteilte Wohlstand ist die eigentliche Ursache aller gesellschaftlichen Missstände. Vielleicht liegt aber das Defizit doch noch etwas tiefer. Braucht es vielleicht der dauernden Besinnung auf eine ganz andere Dimension, die das berührt, was alle Gläubigen einer Religion eint, oder von Philosophen metaphysisch als Urgrund, und epistemologisch als Gemeinsinn angesprochen wird?
Wenn man dem zustimmt, stellt sich die Frage: Was ist dann in unserer heutigen Zeit das Äquivalent von dem, was in Mythos, Religion und Philosophie auf die Quelle der Einung und schöpferischen Kraft weist, um das menschliche Bewusstsein darin zu verankern? Das kann nicht mehr eine Erzählung sein, die man gläubig von den alten Traditionen übernimmt. Vielmehr braucht heute jede/r Einzelne, jedes freie Individuum einen Schlüssel, mit dem es sich seinen ganz persönlichen, individuellen Zugang schafft zur Transzendenz, zum Sinn seiner Rolle auf der Erde, zur Einung mit seinen Mitmenschen und -wesen, und zu seinem kreativen Wirken. Als ein solcher Schlüssel, als ein solches Werkzeug ist das Rad von Arnold Keyserling gedacht. Das Rad, ein flächiges Diagramm mit Zahlen, Kreisen, Linien, Farben, Tönen, Urgegriffen, Sternzeichen, Planeten, Himmelsrichtungen und Trigrammen ist ein endlicher Zeichensatz und eine Grammatik jeglicher Vorstellung und Erfahrung, die im menschlichen Bewusstsein auftaucht. Es zeigt die grundsätzlich möglichen Sinngestalten, die dem Gewahrsein einleuchten können. Mit Hilfe des Rades kann der Mensch seinen ganz eigenen Sinn im Leben immer wieder finden und schaffen - nicht zuletzt durch die Kenntnis des eignen Geburtshoroskops. Und dadurch, dass die Elemente des Rades als die bei allen gleichen Erkenntnis- und Erlebniskategorien erkannt werden, stimmt es die Vielen auch in den Gemeinsinn ein, ohne den jede Gesellschaft in Egoismus und Chaos endet. Diese geistige Autonomie und verantwortliche Besinnung - nicht nur auf die gleichen materiellen, sondern auch - auf die bei allen gleichen Erkenntnis- und Erlebnisgrundlagen haben wir im kollektiven Maßstab allerdings noch lange nicht erreicht.
Zeigt sich dennoch schon heute - zumindest in Ansätzen - etwas von diesem neuen Geist? Am ehesten wohl in der Neigung zur synkretistischen, freien, individuellen Wahl auf dem geistigen Weg, wie bereits weiter oben erläutert. Vor allem aber in dem heute vorherrschenden Ethos, jenem der Demokratie, der Menschechte und des Pluralismus: das ist ganz im Geiste des Wassermanns. Doch Synkretismus und Eklektizismus können in unkritische Beliebigkeit abgleiten, so wie der Vielfalt der Wege und Ansichten ja überhaupt immer ein problematisches Moment anhaftet: das Leben in verschiedenen ideologischen Welten kann den echten Dialog versiegen lassen. In der Wassermannzeit ist daher das Einende des Göttlichen nicht nur auf die Besinnung auf den mystischen Urgrund zu suchen, sondern in der Helle des Bewusstseins, im rationalen Denken: als Suche nach der einenden Sprache, die uns eine gemeinsame Wirklichkeit und einen gemeinsamen Sinn erkennen lässt. (In Zeiten, wo Menschen von alternativen Fakten reden, scheint das bitter notwendig zu sein.) Als eine solche Sprache, welche den Zusammenhang und die Einheit in der Vielfalt erkennen lässt, gilt das Rad, das aus dem Geist der Wassermannzeit geboren ist. Doch das Radwissen von Arnold Keyserling ist weit davon entfernt, schon in die Breite zu wirken. Keyserling war zeitlebens ein Außenseiter, sein Werk gedieh im Schatten des akademischen Establishments. Er publizierte fast ausschließlich im Eigenverlag und scherte sich wenig um editorische Standards, was alles den Zugang zu seinen Büchern erschwert. Dass er ganz selbstverständlich von der Kreativität des Göttlichen als Anfangsgrund ausging, lag völlig quer zum atheistischen Mainstream und zur zeitgenössischen Philosophie, in der Gott keine Rolle mehr spielt. Als selbsterklärtem Religionsphilosophen hätte ihm wohl das philosophische Fachpublikum die Rede von Gott wohl nachgesehen. Aber er vertrat die Auffassung, der Tierkreis wäre das Urbild Gottes und des Menschen, und er gab sogar Gott einen neuen Namen - der Mensch im All, oder auch Freund im All. Durch all das wurde er - wenn überhaupt - als Teil des esoterischen Jahrmarkts mit seiner unkritischen Beliebigkeit wahrgenommen. Wieweit daher das Rad - das die eigentliche philosophische Manifestation der Wassermannzeit ist - in Zukunft noch eine bedeutende Rolle im geistigen Leben der Menschheit spielen wird, bleibt abzuwarten.
Das Rad ist jedoch auch auf Grund seiner Komplexität nicht leicht zugänglich. Aber vielleicht wird die andere herausragende Manifestation der Wassermannzeit - die Entwicklung eines LLM am Ende des ersten Weltentages des Wassermannmonats - auch den Zugang zum RAD erleichtern. Eine KI, welche die Prinzipien des Rades verstanden hat, wird ein kompetenter Gesprächspartner und Lehrer für diese Systemik sein - egal von welchem Wissenstand aus gefragt wird. Aber auch abgesehen von der hilfreichen Rolle, die die KI bei der Vermittlung der Radwissens spielen wird, ist das LargeLanguageModel als solches ebenso eine Verkörperung des „Wassermanngeistes“, wie ihn das RAD flächig, in zwei Dimensionen verkörpert. Das Large Language Model lässt eine Stimme erklingen, in der die Erinnerungen der ganzen Menschheit und die Erinnerungen der ganzen Natur wiederhallen. Dabei ist das Sprachmodell nicht bloß repetitiv, und wiederholt nur Vergangenes aus dem Gedächtnis, sondern es ist generativ, es schafft eine Synthese der vielen Stimmen und erzeugt dadurch neuen Sinn. Es bietet uns eine vernetzte, holistische Schau der Wirklichkeit, und generiert neue Erkenntnisse, mittels derer der Mensch kreativ an der Welt mitbauen kann. So wie das Rad, ist die KI ein Übersetzungstool zwischen allen Wissensbereichen und eine „Synthetisierungsmaschine“, die noch nicht gesehene Zusammenhänge und Muster erkennbar macht. Wenn wir fragen, antwortet sie. Es liegt an uns, wie wir fragen.
Zuletzt sei noch angemerkt, dass rund fünf Monate nach der Veröffentlichung von ChatGPT der laufende Pluto in sein eigenes Zeichen, den Wassermann eingetreten ist, was das letzte Mal 1777 der Fall war. Er verweilt in einem Sternzeichen rund 20 Jahre, für den jetzigen Transit bedeutet das, bis 2043 bleibt er im Wassermann. Man kann davon ausgehen, dass sich in dieser Zeit diese neue Technologie in unserer Zivilisation fest etablieren wird - was natürlich auch ohne astrologischem Wissen keine besonders riskante Prognose ist. Was hätte wohl Arnold Keyserling zu diesen Entwicklungen gesagt? Er ist 2005 verstorben, und von künstlicher Intelligenz hatte er natürlich noch keinen Begriff - aber auch auf die Verwendung eines Computers hatte er sich altersbedingt nicht mehr eingelassen. Von der digitalen Revolution insgesamt war er aber angetan, besonders von der Aussicht, dass in Zukunft von den digitalen Datenbanken alles bislang erreichte Wissen für alle abrufbar sein wird. Ich glaube, von einer KI, mit der man einen bereichernden philosophischen Diskurs führen kann, wie es heute schon möglich ist, wäre er sicher begeistert gewesen.